Hoher Göll Berchtesgadener Alpen
Juli 2005
Tourenverlauf:
Parkplatz Alpeltal - Alpeltalsteig - Hoher Göll - Hohes Brett - Carl-von-Stahl Haus - Parkplatz Alpeltal
Unsere Tour 2005 begann an einem regnerischen Donnerstagabend des 07.07.2005. Rollistone befand sich, ein „Lidl-Bahn-Ticket“ in Händen haltend, auf der Bahnfahrt von Köln nach Osterhofen, doch OHO! Mit deutlichem Zeitverzug, aber nicht platt (das sollte sich erst 2 Tage später einstellen) endete Rollistones Fahrt völlig überraschend bereits in Plattling kurz nach 22.30 h. Sodann wurde er auf sanft surrenden 255er-Hinterachsen-Gummiwalzen in Helmiman´s 2005er Neuzugang „Clubsport“ ins traute Heim nach Osterhofen katapultiert. Zaghafte Annäherungsversuche an eine resche Pizza Salami wurden am häuslichen Esstisch durch die Beigabe eines Vino Tinto deutlich forscher. Die unklare Wettersituation für das Wochenende liess ein Feintuning der Tourenplanung an diesem Abend nicht mehr zu.
Am Freitagvormittag wurden zunächst der Wetterbericht, der Bergwetterbericht, der Berggipfelwetterbericht, der Hochtourenbergsportwetterbericht und der Wetterbericht für die Fußgängerzone Salzburg begutachtet. Bei Letztgenanntem gab das geringste Frostbeulenrisiko unter allen Berichten schließlich den Ausschlag, die Zielführung des Navigationssystems auf „Salzburg“ zu peilen. Kurz vor Salzburg wurde beim Discounter „Hofer“ ein Stopp eingelegt, um die Brennstoffvorräte aufzufüllen. Weshalb eine komplette Schnorchelausrüstung sich nach dem Einkauf im Kofferraum des Fahrzeugs befand, konnte bis zum Tourende nicht eindeutig geklärt werden. Evtl. plant Rollistone eine Modifikation des Traumschuh-Schneeprise auf Flossenbasis ?? (Kommentar RS: Als Rheinanwohner ist man vor der flotten Schneeschmelze in den Bergen auf der Hut. Besonders das motorisierte Aufrüsten und der damit einhergehende Wiesenwärmeffekt wird hier mit einiger Sorge verfolgt.)
In der Fußgängerzone Salzburgs angekommen und bei einem „Einspänner“ sitzend, flog unser als Inkognito-Aufenthalt geplantes Stelldichein sogleich auf. Unglaublich, wie hartnäckig und mit welchem Aufwand sich manche zudringlichen Fans an uns heran arbeiteten, dabei dreist den Schauspieler mimend und so vor unseren Entspannung suchenden Blicken vielmalig hin und her flanierend. Dergestalt in die Öffentlichkeit gezerrt, packten wir bald wieder ein, um uns erst im Schutze der Dämmerung wieder unters (österreichische) Volk zu mischen.
Am sonnigen aber kühlen Samstagmorgen nach dem Frühstück im Hotel führte uns die Fahrt über Berchtesgaden und den Obersalzberg hoch zum Alpeltalparkplatz. Das obligate stundenlange Aus- Um- und Einpacken aller Gegenstände in den Rucksack, die tatsächlich dabei oder auch nur theoretisch dabei hätten sein sollen, wurde diesmal in weniger als 30 Minuten absolviert.
Als Aufstiegsweg hoch zum Hohen Göll entschieden wir uns für den Alpeltalsteig. Der Steig beginnt etwas unterhalb des Parkplatzes an der Fahrstrasse mit einem Hinweisschild („Hoher Göll 4-4,5 h). Ins Unterholz eingetaucht erfrischte die nasse Vegetation des offensichtlich spärlich begangenen Weges unsere Beinkleider, leider die alte Leier….Der Weg geht stetig steil empor, quert unterhalb einer Felswand seilversichert aber unschwierig nach links und führt dann teilw. mühsam in gerölligen Serpentinen aufwärts. Der Weg erfordert, spärlich aber ausreichend markiert, stete Aufmerksamkeit, um ihn nicht zu verlieren. Nach vielen, unter spöttischen Gems-Blicken erkämpften Höhenmetern kam in nördlicher Richtung das Kehlsteinhaus ins Blickfeld (ca. 1900 m). Der Weg schwenkte nun ebenfalls nördlich ein und wir schwankten um das vor uns liegende kleinere Felsmassiv. Nach der Ecke, wo der Weg wieder weiter in östlicher Richtung hinein ins Hochkar verläuft, machten wir Rast, ohne Hast.
Das Wetter zeigte Richtung Hoher Göll stets kräftige Wolkenfelder, Richtung Tal jedoch immer noch blauen Himmel. Das Hochkar erinnert etwas an das Steinerne Meer und war ca. zur Hälfte noch mit Schnee bedeckt. Weiter ging es nun auch über Schneefelder, wobei keinerlei Spuren von „Vorgängern“ auszumachen waren. In den Tagen davor hatte es offensichtlich Neuschnee bis hinunter auf ca. 2000 m gegeben und der Fels war nun mehrheitlich von Neuschnee bedeckt. Dies erforderte ein sehr bedächtiges Gehen, um nicht auszurutschen. Die Wegführung bzw. Wegfindung wurde dadurch nicht gerade erleichtert. Wir mühten uns weiter bergan und die Sonne verschwand damit auch. Die Schneefelder, die es zu passieren galt, wurden steiler, bis wir praktisch nur noch im Schnee gingen.
Leider hatten wir nicht damit gerechnet, denn sonst hätten wir natürlich unseren „Traumschuh Schneeprise“ hier eingesetzt. Der Wind hatte deutlich aufgefrischt, und auch dadurch war es jetzt kühl geworden. Wir erreichten den Punkt, wo der letzte Hang sich hinauf zum Gipfel des Hohen Göll hinzieht (Gehzeit ca. 3.15 h). Wir diskutierten, ob wir angesichts der unsicheren Witterungssituation noch hoch zum Gipfel steigen sollten und entschieden uns vernunftbedingt für den Gipfelverzicht.
Wir querten den verschneiten Hang Richtung Gr. Archenkopf. Der Weg fĂĽhrte dann einmal am Grat angekommen immer auf diesem entlang. Einige kleinere Kletterpassagen folgten noch im Verlauf des stetigen Auf- und Abs. Sicherheit ging uns vor Geschwindigkeit. Den Gipfel des Hohen Bretts erreichten wir nach 1.30 h.
Vom Gipfel ging der Weg nun nur noch abwärts. Anfangs auf dem breiten Gratrücken, dann linkshaltend steiler hinab Richtung Carl-von-Stahl Haus. Auch bis praktisch vor die Hütte war der Weg immer noch ein Bergsteig, der rumträumen nicht erlaubte. Ich schlug vor im Schneibsteinhaus, das ca. 5 Gehminuten unterhalb des „Stahlhauses“ liegt, nach einer Unterkunft zu fragen.
Rollistone enterte die gute Bergstube vornan und trug unser Begehr der „Hüttenassistentin“ vor. Diese trat die Flucht ohne konkrete Auskunft in den rückwärtigen maximal 2-Sterne Koch-Abendessen-Produktions-Bereich (**-Angabe geschätzt) der Hütte an. Offenbar hatte ihr unser Anblick aufs Gemüt geschlagen. Kurz danach kam die Hüttenwirtin persönlich unter unser Augenlicht, leider mit der traurigen Botschaft, dass in der Hütte kein Platz frei sei. „Aber“ so ihre weitere Auskunft zu Rollistone, biblische Großmut demonstrierend, „im Stall ist sicher noch was frei“. Rollistone hakte wg. des Gepäcks nach – schließlich waren wir ohne biblisches Lasttier unterwegs – und es wurde von der Wirtin klar versichert, dass an dem genannten Ort auch das Gepäck mitgenommen werden könnte und untergebracht wird. Draußen wieder vor der Hütte sah sich Rollistone irgendwie fragend zur Verwunderung von Helmiman um, na ja, er suchte eben den „Stall“. Wie es nun Helmiman dämmerte, lag hier wohl ein offensichtlich altersbedingt eingetretener Hörfehler vor. Nicht vom „Stall“ sondern vom „Stahl“ war die Rede, und gemeint war die Hütte an der wir bereits vorbei abgestiegen waren.
So stahlen wir uns also demotiviert und teilweise (genau genommen nur ein Teil der Mounty-Boys; Preisfrage: Welcher?) zahnfleischkriechend davon, wieder aufwärts zum Carl-von-Stahl Haus, und kein Hüttenwirt wagte es fortan, sich uns mit einer Absage in den Weg zu stellen. Selbstverständlich wurde uns eine Bleibe im Lager offeriert und um ein Haar wäre der Wirt seinen (zahlreichen) Prinzipien untreu geworden und hätte es sogar ertragen, wenn Rollistone seine eigens für diese Tour erworbenen Hüttenschuhe, von denen übel wollende Zeitgenossen behaupten, es handele sich eigentlich um eine Wassersportbeschuhung, im Lager getragen hätte. Aber damit lag Rollistone falsch, denn der Wirt war dann doch nicht auf Haarvermehrung aus. Glücklicherweise sind wir nicht nachtragend ...
Dafür wurde uns dann das Hüttenbuch zu- und uns zugleich angetragen, uns dort einzutragen. Diesem Wunsch kamen wir selbstverständlich gerne nach. Helmimans unschuldiges Wesen konnte mit der Wahrheit nicht hinterm Berg halten: Keine neuen, gezackten Gipfel lockten unsere Gedanken beim Eintrag „Nächtes Ziel“, vielmehr der in Erwartung stehende zackige Abstieg ins Tal am nächsten Morgen mit anschließendem Umstieg (von der Berg- in die Badehose). Rollistones Erstbergtour im neuen Lebensjahrzehnt scheint mit einem doch reichlich gewachsenen Pflege- und Wellnessbedürfnis einherzugehen. (Selbstverständliche entsprach unser Eintrag ganz der Wahrheit und ist keinesfalls als scherzhafter Beitrag zur Auflockerung bewölkt-regnerischer Bergnachmittage zukünftiger Hüttenwandersleute gedacht).
Bereits nachts begann es wie angekündigt stark zu regnen. Frühmorgens erwachten wir im nachbarlichen LED-Stirnfunzellicht – offenbar hatte jemand Spaß an seiner neuen Errungenschaft und Tschibo einen neuen Stammkunden – mit Regentropfen an der Fensterscheibe, die die Motivation nicht steigen lassen wollten. Wir beschlossen uns strikt an unseren Eintrag im Hüttenbuch zu halten und marschierten in kürzest möglicher Strecke hinunter zum Alpeltalparkplatz. Tropfnass unten angekommen, verbot es sich das edle Ledergestühl des Clubsports aufzuweichen, weshalb die Bushaltestelle kurzerhand zur Open-Air-Umkleidekabine umfunktioniert wurde. Auf der Talfahrt nach Berchtesgaden lies sich Rollistone noch ins frisch eröffnete Interconti-Hotel fahren, um dort mit der komplizenhaften Bitte, die Restrooms (nicht Darkrooms !!) aufsuchen zu dürfen, eine Inspektionstour zu unternehmen. Allen Respekt auch, es gelang!
Die Watzmann-Therme war ab 10 Uhr dann für fast 4 Stunden unser Sonntagsquartier. Danach ging die Fahrt über Salzburg nach Passau. Rollistone retournierte von dort aus mit dem Zug nach Köln, dabei in Nürnberg die Lebensmittellager aus Kunreuther Kirschwiesen gespeist wieder auffüllend und Helmiman ward alsbald auch wieder im heimischen Oho. Das Wetter hatte es einmal mehr nicht vermocht, uns die Wochenend-Tour zu vermiesen.
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